Bericht des Rotary Clubs Weilburg:
Am 06.02.2023 konnte die Museumsleiterin des Museums Rosenhang, Antje Helbig, die sehr zahlreich anwesenden Gäste zur Vernissage „Schreibtischbilder“ von Rudolf Feickert begrüßen. Sie stellte sowohl den Künstler Rudolf Feickert aus Gaudernbach als auch sein Werk kurz vor.

Nach der Einführung gab Rudolf Feickert selbst einen Überblick über sein künstlerisches Schaffen.
Er berichtete, dass er seit Beginn seiner beruflichen Tätigkeit seine Schreibtischunterlage der Größe DIN-A2 (59,4 cm × 42 cm) jeweils ein gesamtes Jahr nutzte und danach das Blatt von dem Block ablöste, zusammenrollte und aufhob, um gegebenenfalls notierte Ereignisse, Namen, Telefonnummern oder Sonstiges noch einmal nachschauen zu können. Tatsächlich geschah das aber nach seinen Angaben eher selten. Rudolf Feickert wollte darüber hinaus die angefertigten Skizzen und Bilder von Menschen, Tieren, Landschaften, technischen Geräten oder Gegenständen, die bei längeren Telefonaten entstanden waren, aufbewahren. Er hatte zunächst noch nicht vor, die Blätter künstlerisch zu bearbeiten.
1975 reifte die Idee und der Entschluss, aus diesen Schreibtischblättern etwas anderes zu machen als Erinnerungshilfen – nämlich Kunst.
Zu dieser Zeit malte und zeichnete Rudolf Feickert bereits mit Wasser-, Aquarell-, Tusch- und selten mit Ölfarben. Der Impuls, die Schreibtischblätter künstlerisch zu bearbeiten, faszinierte ihn, da er darin die Möglichkeit sah, zwei Welten miteinander zu verbinden:
Die berufliche Tätigkeit, die rein technische, „auf Broterwerb“ ausgerichtete Arbeit, und seine kreative Seite. Der scheinbare Widerspruch von materieller Welt und irrationaler Gedankenwelt konnte sich so für ihn verbinden und zu einer eigenen Realität werden.
Die während der Arbeit gefertigten Skizzen, Anmerkungen, Notizen und Kritzeleien mit Bleistift und Kugelschreiber wurden in der späteren kreativen Phase durch Farbe und eine neue künstlerische Formgebung überlagert und verändert – und so zu den ausgestellten Schreibtischbildern.

Die Skizzen waren aus der Intuition von Rudolf Feickert und der Kreativität seiner rechten Hand während langer Telefonate entstanden, sie hatten meistens mit dem Gesprächsinhalt nichts zu tun.
Der Arbeitsalltag veränderte sich jedoch über die Jahre, die Telefonate wurden kürzer und damit auch die Skizzen und Zeichnungen weniger.
Auch die Art der Nutzung des Blattes veränderte sich. In den Anfangsjahren drehte Rudolf Feickert das Blatt um 180 Grad, wenn der obere und rechte Teil des Blattes gefüllt war, und nutzte dann die an dieser Stelle neu gewonnenen freien Flächen. Bei der Betrachtung der älteren Blätter ist das an den kopfstehenden Gesichtern oder Personen zu erkennen. Später beschrieb er die Blätter nur noch aus einer Richtung.

Bei Betrachtung der fertigen Bilder in zeitlicher Reihenfolge sind verschiedene Entwicklungen über den Zeitraum von 50 Jahren ihrer Entstehung zu erkennen.
Diese Entwicklungen lassen sich sowohl auf materielle, berufsbedingte Veränderungen als Grundlagen dieser Kunst zurückführen als auch auf die veränderte Kolorierung und Interpretation der vorgefundenen Grundlagen.
