Alles begann damit, dass ab 1822 die Witwe Johann Adam Helbigs, seinerzeit Gastwirtin im heutigen „Weilburger Hof“, ihr Bier selbst braute. Antje Helbigs Urahnen hatten 1810 geheiratet und zunächst eine Gastwirtschaft betrieben, die zur Hälfte jenem Johann Adam Helbig gehörte. Seine Frau erbte 1813 das untere Stockwerk des heutigen „Weilburger Hofes“. Am 24. März 1822 wurde dem Gesuch von Maria Katharina Helbig um Erlaubnis zur Erbauung einer Bierbrauerei hinter dem Haus von der Herzoglichen Landesregierung stattgegeben. Damalige Brauereien bestanden aus einem kupfernen Braukessel von wenigen Hektolitern Inhalt, zwei hölzernen Braubütten sowie Bierschöpfern, Maischscheiten und -gabeln.

Drei Jahre nach der Genehmigung starb die Brauereibesitzerin mit nur 46 Jahren. Sie hinterließ zwei Söhne im Alter von sechs und neun Jahren. Die Brauerei wurde geschlossen. Doch 1839 traten die Brüder Georg und August Helbig ihr Erbe an und brachten die Brauerei, die 14 Jahre stillgelegen hatte, wieder in Gang. 1844 stellten die 20- und 23-jährigen Brüder den Antrag auf Genehmigung zum Einbau einer Brennerei. Mit der zunächst erteilten Ablehnung gaben sie sich nicht zufrieden und nach ihrem Widerspruch wurde der Antrag schließlich genehmigt. Eine Brennerei wurde trotzdem nicht eingerichtet, dafür wollten die Brüder 1845 eine Malzdarre errichten.

In den Jahren 1848 bis 1860 müssen die Geschäfte gut gelaufen sein, denn in dieser Zeit wurde der Grundstock für den späteren umfangreichen Grundbesitz der Brauerei gelegt. Die Brüder gingen dazu über, nur noch Winterbier zu brauen. Für die Lagerung entstand auf dem heutigen Gelände ein Felsenkeller. 1860 trennten sich die Wege der Brüder. August erhielt das Haus in der Schwanengasse und die neuen Anlagen im Ahäuser Weg, sein Bruder Georg bekam ein anderes Haus und den Felsenkeller.

Schon 1894 hatte es in Weilburg nur noch vier Brauereien gegeben, die Konkurrenten Rosenkranz und Kurz fielen dem Ersten Weltkrieg zum Opfer. Die Brauerei Helbig war damit der letzte Zeuge eines einst blühenden Gewerbezweiges der Stadt. Doch die angesammelten finanziellen Reserven gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. Der Urgroßvater Georg Helbig starb im Kriegsjahr 1943, ohne ein Testament hinterlassen zu haben. Das erschwerte die Weiterführung der Brauerei als Familienbetrieb, da er sechs Nachkommen hatte.

Der Wiederaufbau der Brauerei sollte die Aufgabe der vierten Generation werden. Die Besatzungskontrolle verhängte über das Unternehmen eine Vermögenskontrolle. Die Stellung unter der Treuhandverwaltung bedeutete einen schweren Start. Erst 1948 konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Unter Leitung des Großvaters August Helbig, der später 99-jährig starb, und seinem Bruder Karl wurden die Bombenschäden beseitigt, der Flaschenkeller vergrößert und, dem Trend der Zeit folgend, mit neuen Maschinen ausgestattet. An der Stelle des ehemaligen Ökonomiegebäudes entstand eines der damals modernsten Sudhäuser der Bundesrepublik. Wie bereits zwei Generation zuvor, standen die Eltern von Antje Helbig vor der Notwendigkeit, die Geschwister ihres Vaters auszubezahlen. Unter ihrer Leitung wurde die innerbetriebliche Führung auf einen modernen Stand gebracht. Die anfänglich hohen Zuwachsraten im Bierkonsum führten zu einer beträchtlichen Ausstoßsteigerung gegenüber dem Vorkriegsumsatz. Heute jedoch ist der Bierkonsum wieder rückläufig, die hohen Zuwachsraten gehören der Vergangenheit an.

Seit 2008 wird die Brauerei Aug. Helbig KG  unter der Leitung von Antje Helbig geführt.