Die dritte Natur

Ein Ausstellungsprojekt von Stephan Kaluza und Jiny Lan

Vernissage 15.06.2025, 15 h

Ausstellung vom 15.06.-07.09.2025

 

Was ist Natur; wie visualisiert sich Natur in den Künsten? Das ist wohl die treibende Frage hinter dem Konzept von Kaluza und Lan.

Ein Gedanke dazu:

Unter einer ersten Natur mag eine von frühen Menschen unmittelbar erlebte Welt gemeint sein, die Teil der Naherfahrung Natur waren; eine Gesellschaft, die die Natur nicht nur physisch, sondern auch spirituell und emotional als Ereigniskette erlebten.

Die zweite Natur begrenzt sich bereits auf einen objekthaften und auch utilitaristischen Charakter; die Natur wird zur Ressource, zur Lebensgrundlage, zu einer Umwelt. Die Sprache rückt sie in eine konträre Position zur Kultur; die Natur wird zugunsten der Kultur ersetzbar.

Eine Kultur allerdings, die alles andere als frei von Sehnsüchten nach eben jener verloren Frühzeit ist; eine Kultur, die ihrerseits wieder eine „künstliche“ Idyllnatur entwickelt, eine dritte Natur der Künste, eine reine Menschennatur, die per Eskapismus und totalisierter Immersion wiederum an die Urbilder einer ersten Natur anknüpft.

Oder auch: Anknüpfen muss. Denn diese beständige Sehnsucht verrät nicht weniger als eine Abhängigkeit von der Natur, die kaum noch zu leugnen ist.

Die Arbeiten von Stephan Kaluza und Jiny Lan werden diesen Ansatz, die sichtbare Natur zwischen Idyll und Immersion, thematisieren. Parallel soll es Veranstaltungen und Vorträge geben, die sich mit einer -zukünftigen- Natur und Naturdarstellung auseinandersetzen. Eine Ausstellung also, bei der Inhalt und Thematik im Vordergrund stehen sollen.

 

„The Disappeared“ von Stephan Kaluza, 170 x 300 cm, zweiteilig, 2024, Öl auf Leinwand

 

Stephan Kaluza

1964 in Bad Iburg geboren.

1986 – 1994 Studium an der FH Düsseldorf, Kunstakademie Düsseldorf, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf

Lebt und arbeitet in Düsseldorf

 

Preise

Art Chicago 2003

ARCO 2004

George Konell Preis der Stadt Wiesbaden, 2005

Carl Lauterbach-Preis der Carl – und Ruth Lauterbach-Stiftung, Düsseldorf, 2005

Kunstpreis des FBZ, Bochum 2019

 

„Color Palette 1“ von Jiny Lan, 200 x 280 cm, 2024, Mixed Media on Canva

 

Name: Jiny Lan

Born: 1970, Xiuyan, Liaoning (CN)

Education:

1991-1994 – Studied at China Academy of Fine Arts, Zhejiang (CN)

1988-1991 – Studied economics at Bohai University, Liaoning (CN)

Professional background:

Since 2017 – International Section Director of the Chinese art magazine „National Arts“

2013 – Co-curator for the exhibition“Social Sculpture- Beuys in China“ in CAFA Museum Beijing (CN)

2006-2009 – Project Coordinator Foundation Museum Schloss Moyland

Since 1996 – Freelance artist

1995 – Immigration to Germany

1994-1995 – Art Editor at People’s Daily, Beijing (CN)

Awards:

2024 – Jiny Lan Art Foundation, founded by the city of Düsseldorf

2023 – Löwe von Weilburg, (endowed with 60.000€)

Permanent exhibitions:

2021 – Inclusion in the art collection of the German Bundestag

2023 – Himmelsfragen, Rosenhang Museum, Weilburg (DE)

Gestalt im Wandel – GESTALT in der Kunst

Hans-Heinrich Dittrich

Vernissage 15.06.2025, 16 h mit einer Einführung von Prof. Dr. Irene Daum

Ausstellung vom 12.-24.06.2025

 

 

Hans-Heinrich Dittrich – Diplom-Psychologe, Gestalttherapeut und freier Künstler – beschäftigt sich in seiner Arbeit intensiv mit Prinzipien der Gestaltpsychologie, in deren Mittelpunkt die Mechanismen der visuellen Wahrnehmung stehen. Das Zusammenwirken einzelner Elemente zu einem Ganzen, die Wechselwirkung einzelner Formen und die dynamische Interaktion von Figur, Hintergrund und Kontext sind bedeutsame Gesichtspunkte, die sein Schaffen prägen. In seinem Werk lassen sich die Gesetze der Gestalttheorie klar nachvollziehen. Ein Beispiel ist das Gesetz der Nähe, das besagt dass in räumlicher Nähe befindliche visuelle Elemente als zusammengehörig wahrgenommen werden.

Von besonderer Bedeutung für Hans-Heinrich Dittrichs Kunst ist das dynamische Figur/Hintergrund-Wechselspiel, das sowohl beim Malprozess als auch bei der Betrachtung eines Kunstwerks eine Rolle spielt und sich vor allem in seinen abstrakten Arbeiten manifestiert. Aus wechselnder Perspektive betrachtet können aus dem Hintergrund unterschiedliche Figuren in den Vordergrund treten und danach wieder in den Hintergrund eintauchen und einer neuen Gestalt Platz machen.

Diese Prinzipien lassen sich auch auf emotionale Prozesse anwenden.

Das aktuell wichtige Bedürfnis tritt in den Vordergrund, alle anderen Bedürfnisse in den Hintergrund. Die Wirkung von Kunst kann durch die aktuelle Befindlichkeit und Emotionen beeinflusst werden und wiederum emotionale Zustände wie Freude oder Irritation hervorrufen.

In Hans-Heinrich Dittrichs konzeptuellen Arbeiten finden sich wirkungsstarke Kompositionen mit reduzierter Bildsprache. Aus demHintergrund treten Figuren hervor und wieder zurück; zwischen den Figuren untereinander und zwischen Figuren und Hintergrund entstehen Gesten, die ihre Spuren im wahrgenommenen Gesamteindruck hinterlassen. Der Begriff GESTALT erhält damit auch die Bedeutung GEST AL T, gestural alternative traces, Spuren/Zeichen, die scheinbar in eine bestimmte Richtung weisen, jedoch mannigfaltige alternative, ambivalente und scheinbar widersprüchliche Botschaften beinhalten können. Die Kompositionen der Werke gehen mit einem außergewöhnlich hohen Maß an Freiheitsgraden und Interpretationsmöglichkeiten einher.

Sieben Wirbel

Installation von Mikos Meininger

Eröffnung 03.10.2022, 14 h

Dauer der Installation 01.10.2022 – 30.09.2025

Ohne Wirbelsäule keine Haltung, keine Mitte, keine Bewegung. Die sieben Halswirbel, die bis auf ganz wenige Ausnahmen jedes Säugetier hat, von der Spitzmaus bis zum Wal, sind sogar besonders beweglich, schließlich sitzt oben auf das Kopfgelenk. Die ganze Wirbel-Säule, dieses empfindliche und doch starke Konstrukt, schützt zudem das innenliegende empfindliche Nervenbündel.

Hin und wieder ärgern wir uns dennoch über unsere Wirbelsäule, wenn dort was klemmt. Und auch wenn wir nie auch nur einen unserer 33 Wirbel zu Gesicht kriegen, würden wir trotzdem diese besondere Form immer erkennen.
Mikos Meiningers „Sieben Wirbel“ – ab dem 3. Oktober am Rosenhang Museum in Weilburg an der Lahn zu sehen – hat ihren Ursprung aber gar nicht beim Menschen, son-dern beim Wal.

Das größte lebende Säugetier der Erde hat, je nach Art, fast dreimal so viele Wirbel wie der Mensch. Und größer sowieso. Die „Sieben Wirbel“ dieser Installation, deren Vorlage der Wirbel eines Wals war, sind nochmal bewusst deutlich vergrößert, um den Bezug zu nichts oder allem, was eine Wirbelsäule hat, zuzulassen. In Beton gegossen und zusammenstehend bilden diese Sieben eine Installation, die demütig macht: Sie stellt sich einem in den Weg, unverrückbar, fest verbunden mit der Erde, ein Relikt, das vom Sein und vom Verschwinden erzählt. Der Mensch ist klein neben ihr.

Und doch kommt man den einzelnen Wirbeln, diesen einzigartigen Bausteinen des Lebens, hier plötzlich sehr nah. Struktur und Farbe des Betons ähneln der eines Knochens, laden aber dennoch ein zum Berühren, Abtasten oder Streicheln. Eine kuriose Anziehungskraft geht von ihnen aus – es sind fossile Schönheiten in einer über Millionen Jahre erprobten, zeitlosen Form, die sich hier niedergelassen haben und ihren Platz nicht aufgeben wollen. Jeder einzelne Wirbel dokumentiert hier in seiner Singularität das Wunder einer perfekten evolutionären Form. Als Gruppe entsteht etwas Neues, etwas Wesenhaftes in ihnen, das betroffen macht und uns mit einer subtilen Bestimmtheit anspricht, die tiefes Grollen in sich zu tragen scheint. Wer kann sagen, wann das Leben endet? Wer darf entscheiden, wo wessen Platz ist, wer kommen darf, wer gehen muss?

Aber wer weiß, vielleicht wird sich diese Formation gleich wie ein riesiges Fluggerät erheben und entschweben? Schließlich erinnert die Ausformung der Enden jedes Wirbels irgendwie an die Form von Flügeln oder Rotoren, ein technisches Ding, das sich selbst über sein vermeintliches Ende hinwegzusetzen vermag.

Die Installation besteht aus sieben aus Beton gegossenen Formen, jeweils 2,2 Tonnen schwer und etwa drei Meter im Durchmesser. Aufgereiht in einem Bett aus Flusskieseln nehmen sie etwa 24mal fünf Meter Platz ein. Sechs Wirbel stehen in unterschiedlichen Positionen und Neigungen, einer liegt auf der Seite. Durch diese Anordnung entsteht die Vorstellung eines gestrandeten, ganzen Wesens. Geplant ist es, eine solche siebenteilige Installation auf jedem Kontinent der Erde zu realisieren.

Zudem werden auf jedem Kontinent drei einzelne, alleinstehende Wirbel verortet. Für eine ehrfurchtsvolle Hommage an die Geschichte der Erde und ihrer Bewohner, verbunden mit einer Einladung – vielleicht sogar nachdrücklichen Aufforderung, das eigene Sein, das Mensch-Sein mit einem Rückgrat, das auch wir nur von der Evolution geerbt haben, zu überdenken, manches vielleicht auch zu überprüfen oder in Frage zu stellen. Der Wal, von dem der eine Ursprungswirbel stammt – er ist uns fern und nah zugleich. Er spricht uns Menschen hier und jetzt direkt an. (Steffi Pyanoe)

Zur Installation:

„Sieben Wirbel“ wird für zwei Jahre am Rosenhang Museum in Weilburg an der Lahn zu sehen sein. Feierliche Einweihung ist am 3. Oktober um 14 Uhr.

Im Rosenhang Museum wird zudem bis 11. Oktober die Ausstellung „studio3mobile. malerei, grafik, skulptur, installation, künstlerbücher“ von Mikos Meininger gezeigt. Die temporäre Nutzung von Räumen zu diesem Zweck ist eher der Normalfall für Künstler – Mikos Meininger hat sich deshalb nicht für die Konzeption einer Ausstellung, sondern für die Nutzung als „Atelier / Studio“ im eigentlichen Sinne entschieden.

Die Zeit zum Arbeiten zu nutzen erscheint sinnvoll. Es gibt viel zu sehen, der Besucher wird zum Entdecker. Eine ähnliche Situation hat er in seinem Atelier im Kunsthaus sans titre in Potsdam. Sein zweites Atelier befindet sich im Spreewald und bleibt der Kreativität und dem Schaffen vorbehalten. Fernab findet er hier Ruhe und Kraft für die großen Bilder, Skulpturen oder Installationen.

Zum Künstler:

Mikos Meininger wurde 1963 im thüringischen Jena geboren. Dort erlernte er von1984 bis 1986 den Beruf des Schrift- und Grafikmalers. Danach zog er nach Ost-Berlin und begann 1987 im subkulturellen Künstlerkreis um Maximilian Barck mitzuarbeiten. Charakteristisch war für den Kreis das Künstlerbuch. In kleinen Auflagen produziert, bot es in der DDR als nicht „lizenzpflichtig“ künstlerische Freiräume. Beteiligt waren unter anderem Autoren und bildende Künstler wie der Maler Lothar Böhme oder Durs Grünbein.
Im Jahr 1989 begann Meininger ein Studium des Fachs Grafikdesign an der Fachschule für Werbung und Gestaltung Berlin. Sein wichtigster Lehrer und guter Freund wurde der Fotograf Manfred Paul. Nach der erfolgreichen Gruppenausstellung „Junge Kunst aus Berlin Ost“ der Kölner Autoren Galerie Kostka in Paris im April 1990 verließ Meininger die Fachhochschule, um als freischaffender Maler und Grafiker in Berlin zu arbeiten. Meiningers Werk umfasst Druckgrafik, ungegenständliche Malerei und figurbetonte Plastik, vorwiegend im Bronzeguss. Seit 2006 lebt und arbeitet Meininger in Potsdam, wo er 2009 gemeinsam mit dem Bildhauer und Musiker der Band Sandow, Chris Hinze, das Kunsthaus sanstitre gründete. Dort befindet sich auch sein Atelier. Website des Künstlers: mikosmeininger.jimdofree.com/

BANKSY ART LAB

(dauerhaft installierter urbaner Kunstkäfig)

 

Banksy‘s Kapitalismus Kritik, seine Konsum Missbilligungen, sein Kampf um Gerechtigkeit und Frieden und um die Verteilung der Ressourcen nehmen eine zentrale Rolle in der Forschungsarbeit ein. Doch genauso intensiv wird die widersprüchliche Vermarktungsstrategie um seine Kunst einem analytischen Urteil unterzogen. 

Banksy’s Botschaften erreichen durch den medialen Hype enorme Reichweite. Street Art findet immer mehr museale Beachtung. Ein großer Verdienst, der ihm zweifelsfrei zugeschrieben werden kann. Doch Banksy selbst wurde bisher, bis auf wenige Ausnahmen, museal kaum gewürdigt. Dem wird jetzt abgeholfen, das BANKSY ART LAB, einzigartig in seiner Einrichtung, wird sich fortan intensiv mit dem Werk und der Figur der Street Art Ikone auseinandersetzen. Die Ergebnisse werden in einer permanenten Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.